Willi Fleddermann

Bühnenautor, Text & Musik, Fotografie



Mein Tag mit Paulus

Für ein Projekt in den Jahren 2004/05 habe ich den Text für eine szenische Collage mit Musik, Gesang, Schauspiel und Bildprojekten geschrieben, der Titel: „Mein Tag mit Paulus. Das Projekt wurde mit dem Kulturförderpreis des Kreises Herford ausgezeichnet und 2005 in Bünde in der Pauluskirche uraufgeführt.

Die Handlung führt uns in atemberaubender Zeitreise in die Todeszelle des Apostels Paulus, mit dem wir in spannenden Dialogen sowohl in biblischer Vergangenheit als auch in der Gegenwart unseres Jahrhunderts damals wie heute aktuellen Fragen nachspüren. Ist überholt, was Paulus von 2000 Jahren an seine Gemeinden schrieb? Ließe er sich von Wohlstand und Konsum verführen? Was sagt er zu Tod und Gewalt im Nahen Osten? Klingt das berühmte "Hohe Lied der Liebe" noch in uns nach? Wollen wir Jesu Bergpredigt heute noch hören?

Diese Seite befindet sich im Aufbau und wird noch ergänzt, hier als Beispiel der Text des ersten Chorsatzes:

Das hohe Lied der Liebe

Wenn uns die Liebe fehlt,
mögen in Sprachen des Himmels wir reden.
Doch es klingt nur wie schepperndes Blech.
Wenn uns die Liebe fehlt,
zählen nicht Hellsicht, Erkenntnis und Wissen,
auch nicht Glaube, der Berge versetzt.
Wenn uns die Liebe fehlt,
hilft es uns nicht, Hab und Gut zu verschenken.
Auch uns selbst aufzugeben, hilft nicht.

Die Liebe ist gütig, sie lebt von Geduld,
erträgt eig’ne Bosheit, vergibt fremde Schuld.
Bescheiden erhält sie, was wahr und gerecht,
sie achtet die Schwachheit und redet nicht schlecht.
Die Liebe deckt zu, was im Schmerz offenbart,
sie eifert nicht maßlos, beschützt und bewahrt,
die Liebe lässt hoffen, die Liebe schenkt Ruh’,
die Liebe gibt Kraft, denn sie traut alles zu,
sie fürchtet kein Unglück, trägt Fackeln ins Land.
Die Liebe schenkt Frieden und lenkt den Verstand!

Einzig die Liebe bleibt,
wenn alle menschlichen Laute verstummen.
Ihre Sprache ist ewig und rein.
Einzig die Liebe bleibt,
auch wenn Erkenntnis und Wissen verblasst sind,
wahrhaft sehen kann sie nur allein.
Einzig die Liebe bleibt,
wenn einst die Rätsel den Spiegel verlassen.
Nur die Liebe kann Ewigkeit sein.

Die Liebe ist gütig, sie lebt von Geduld,
erträgt eig’ne Bosheit, vergibt fremde Schuld.
Bescheiden erhält sie, was wahr und gerecht,
sie achtet die Schwachheit und redet nicht schlecht.
Die Liebe deckt zu, was im Schmerz offenbart,
sie eifert nicht maßlos, beschützt und bewahrt,
die Liebe lässt hoffen, die Liebe schenkt Ruh’,
die Liebe gibt Kraft, denn sie traut alles zu,
sie fürchtet kein Unglück, trägt Fackeln ins Land.
Die Liebe schenkt Frieden und lenkt den Verstand!

Was uns jetzt und in Ewigkeit trägt,
sind Glaube, Hoffnung und Liebe, die drei!
Was die Welt erhält und bewegt,
sind Glaube, Hoffnung und Liebe, die drei!
Gott hat sie geschenkt, uns Menschen zu dienen.
Doch die Liebe ist die größte von ihnen.

Einstieg in die Spielhandlung:

Malena: (ist auf einer Reise durch die Zeit bei Paulus in Rom angekommen und berichtet) In seinem Gefängnis kniete Paulus vor einem harten Lager, er hielt den Kopf gesenkt, die Hände gefaltet. Doch sein Geist schien im Raum zu schweben, und nach wenigen Augenblicken straffte sich auch die geschunden wirkende Gestalt des Apostels. Er wandte sich mir zu, stand auf und sah mich an.

Paulus: (schaut Malena prüfend in die Augen) Wer … wer bist du? Du gehörst nicht zu denen, die mein Gefängnis hüten. Wer hat dich eingelassen?

Malena: Wirst du mir glauben, dass ich aus einer Zeit komme, die zwanzig Jahrhunderte nach dir liegt? Doch was bedeutet Zeit, wenn ich berichte, wie lebendig deine Worte geblieben sind!

Paulus: Zwanzig Jahrhunderte? Was redest du! Und meine Worte? Lebendig geblieben?

Malena: (zitiert aus 1Kor. 12,4) „Wir empfangen Gaben der verschiedensten Art, aber wir empfangen sie alle von einem Geist. Wir dienen Gott auf die verschiedenste Weise, aber wir dienen alle dem einen Herrn. Gott gibt die verschiedensten Kräfte und Fähigkeiten, aber es ist der eine Gott, der sein Werk durch alle noch so verschiedenen Kräfte tut.“

Paulus: So schrieb ich an meine Gemeinde in Korinth, ungefähr jedenfalls. Nicht alle Passagen klingen mir vertraut. Kennst du meine Freunde dort? Wie halten sie es? Haben sie dich gesandt?

Malena: Nein, aber ich kann zu ihnen gehen und fragen, wenn du es willst. Erinnerst du dich an deinen ersten Besuch?

Das 76 Seiten umfassende Textbuch mit vielen Farb- und s/w-Abbildungen war ebenfalls im Verlag Drei Mühlen, der seine Aktivitäten inzwischen eingestellt hat, erschienen. Bei Interesse an einem der Restexemplare stehe ich gern als Ansprechpartner zur Verfügung.